Walk On By Pt.2
zusammengestellt von Anne Schwanz und Philip Grözinger
mit großen Arbeiten von
Susanne Bonowicz, Anina Brisolla, Axel Eichhorst und Philip Grözinger
Bei Interesse an der Werkliste bitte persönlich an jan@kanyakage.com
Susanne Bonowicz, geboren 1985 in Osnabrück, lebt und arbeitet als Malerin inzwischen in Berlin. In ihren abstrakten Bildern finden sich Bezüge zu urbanen Situationen, die ihr begegnen. Häusersilhouetten und teilweise sogar ganze Straßenzüge meint man in ihren Kompositionen zu erkennen. Spuren der Stadt wie besprühte Häuserfassaden, überklebte Plakatwände und das Flackern der verschiedenen Lichter der Stadt fängt sie als abstrakte Fragmente in ihren Bildern ein. Die Bewegung und Lebendigkeit unseres Stadtalltags ist förmlich zu spüren. Häufig sind auch landschaftliche Elemente – als eine Art konträrer Ruhepool – in ihren Malereien zu entdecken. Susanne Bonowicz trifft mit ihren ausdrucksstarken Bildern den Puls unserer Generation. Ihre Arbeiten sind in verschiedenen Sammlungen in Deutschland und weltweit vertreten und waren bereits in unterschiedlichen Gruppenausstellungen zu sehen, u.a. auf der Monumenta Leipzig (2018), im Museum Pankow in Berlin (2018) und auf der Messe St. Agnes der König Galerie in Berlin (2020). Zusammen mit OFFICE IMPART und dem Künstler Christian August hat Bonowicz zuletzt bei Modulus in Hamburg ausgestellt (2020) und im Rahmen der Berlin Art Week 2020 war Susanne Bonowicz in der Ausstellung‚ Zugunsten der Gegend‘ von OFFICE IMPART gemeinsam mit Christian August, Lena Marie Emrich und Moritz Neuhoff in Berlin zu sehen.
Anina Brisolla, *1976, lebt und arbeitet als Bildende Künstlerin in Berlin. Ihre Arbeiten Kombinieren recherchiertes digitales Bildmaterial, computergenerierte Bilder und digitale Drucktechniken mit analoger Zeichnung oder malerischen Komponenten. Sie verdichtet diese zu grafischen Arbeiten, Collagen und Objekten, bewegten Bildern und Videoloops. In ihren Arbeiten reflektiert Brisolla Privatisierung und die daraus entstehenden Machtverhältnisse innerhalb der vielfältigen Beziehungen von Mensch, Natur und Raum. Anina Brisolla hat Bildende Kunst in den Niederlanden und an der School of Visual Arts in New York studiert. Ihre Arbeiteten zeigte sie zuletzt in Soloshows bei KanyaKage, SMAC und Blake & Vargas in Berlin und in Gruppenausstellungen im Centre for Contemporary Arts in Glasgow, im Berliner Radialsystem und in der Kunsthalle Exnergasse in Wien.
Axel Eichhorst, *1968, lebt und arbeitet in Berlin
Zur Serie ‚Revelations‘ (seit 2016 – wird fortgesetzt)
In der Serie Revelations gehe ich von der Annahme aus, dass die treibende Kraft im Leben aller Menschen die Erschließung eigener Lebensräume und -wirklichkeiten ist. Ausgangspunkt dieser Bewegungen sind meiner Meinung nach immer anfangs unklare Motivationen, Triebe, Wünsche oder Gefühle. Individuen als auch Gemeinschaften befinden sich im ständigen Abgleich und Austausch, um Hierarchien auszuhandeln, Territorien abzustecken, aber auch getrieben vom Bedürfnis nach Kontakt und Verbindung. Ich versuche mit meiner Arbeit die Aufmerksamkeit auf diese Prozesse der Ausdehnung, Annäherung und Abgrenzung zu lenken. Jedes Gemälde hat seinen Ausgangspunkt in einer Bestandsaufnahme, einer Art Meditation über das Hier und Jetzt. Was regt sich in mir? Wann wird aus Regung Gefühl, wann Wille, aus welchem Trieb heraus, wann strebt es nach Ausdehnung? Wie weit reicht diese? Was tritt der Form entgegen? Welches Umfeld ermöglicht oder begrenzt sie? Im Grunde interessiert mich immer wieder der Moment, in dem ich mich für eine formale Festschreibung eines Gefühls entscheide. Ab diesem Moment geraten alle anderen Gefühle in den Hintergrund und ordnen sich dem einen unter. So thematisieren die Bilder auch Prozesse der Verabsolutierung und hinterfragen das Entstehen von Machtverhältnissen. Triebe, Motivationen und Gefühle befinden sich in ständigem Wandel. Aus der Abfolge der Revelations entsteht eine Art offenes Kompendium, eine Charakter-Sammlung oder auch ein unendliches Alphabet. Manche der Konstellationen sind mit Willenskraft aufgeladen, andere mit Sehnsucht oder Ziellosigkeit. So entstehen in ihrer Interaktion unter Umständen starke Kontraste und also Dramatisierungen auf abstrakter Ebene. Die Titel sind Teil des Werks und entstehen intuitiv. Sie benennen das Gefühl, von dem ich ausgehe, nicht zwingend. Sie machen spielerisch ein Angebot, indem sie einen Assoziationsraum öffnen. Im Prinzip versuchen sie das bildnerische Geschehen auf einer zweiten, sprachlichen Ebene zur Diskussion zu stellen.
Philip Grözinger, *1972, living and working in Berlin, zeigt sich in seinen figurativ-abstrakten Gemälden als Post-Romantiker, der die Natur nicht als Idylle, sondern als dystopisches Wasteland zeigt. Seine Bildwelt wird bevölkert von Kreaturen aus einem abgründigenSchattenreich, in dem Ängste und andere seelische Verwerfungen lauern. Grelle Farben, psychedelische Muster, pastos-gestisch aufgetragene Ölfarben sind als bewusst gesetzte Referenz auf die Geschichte der Malerei zu lesen. Der Verankerung in der Kunstgeschichte steht ein wucherndes Motivrepertoire aus der Pop-Kultur entgegen. Im Wechselspiel zwischen surrealistischer Entrücktheit, Ulk und alltäglicher Beiläufigkeit verweist Grözinger immer wieder auf historische oder topographische Kontexte. Das gibt seinen Arbeiten eine eminent politische Dimension. Dabei arbeitet er mit einer aus der Art Brut entlehnten malerischen Haltung. Jenseits aller kunstgeschichtlichen Verweise und
aller historischen und politischen Bezüge hat Grözinger eine unverwechselbare und völlig eigenständige Bildwelt geschaffen. Abgründig, existentiell und humorvoll, Traum und Albtraum zugleich.
Laufzeit: 18.2.-8.3. 2021
SCHAU FENSTER
Lobeckstr. 30-35 – 10969 Berlin