Sweat Shop 27+ 28.04 2019 @ Schau Fenster

Artists / Künstler*innen:
Thomas Draschan – Ismael Duá – Else Gabriel – Sebastian Gögel – Alona Harpaz – Marc van der Hocht – Sybille Hotz – Miriam Lenk – Nathan Menglesis – Stefan Rinck – Susanne Schirdewahn – Maik Schierloh – Alexander von Schlieffen – Henry Woller – Rahel Zaugg – Sarah Zelmati

 

Laufzeit: April 27th and 28th 2019
Öffnungszeiten: 10 -22 / 10am – 10pm

@Schau Fenster Raum für Kunst Lobeckstraße 30-35 10969 Berlin

 

Der Sweat Shop ist ein künstlerisches Happening, eine Performance, die Gelegenheit zeitgenössischen Künstler*innen beim Arbeiten über die Schulter zu gucken und besser noch: ihnen einen Auftrag zu geben. Ganz im Kippenbergerschen Sinne: „Lieber Künstler, male mir!“

Der Sweat Shop ist dabei aber auch ein Thematisieren der Produktionsbedingungen im globalisierten Kapitalismus. Dort, wo unsere Smartphones und günstige Wäsche unter – to say the least – ambivalenten Konditionen hergestellt werden, herrscht eine andere Kunsttradition. Diese wird in der Inszenierung mitreflektiert.

Nach dem ersten, sehr erfolgreichen Sweat Shop im Kreuzberger Kunstraum Schau Fenster zum Gallery Weekend 2016 und einem Ausflug zum Leipziger Rundgang auf dem Spinnerei Gelände im September 2017 werden sich am 27. + 28. April 2019 wieder 16 Künstler*innen ausbeuten lassen und die Kundenwünsche mit ihren ganz eigenen künstlerischen Mitteln umsetzen.Vor Ort im Schau Fenster und live im Stream auf der Webseite, für all diejenigen, die es nicht nach Berlin schaffen.

 

IDEE

Der SWEAT SHOP ist ein interdisziplinäres Kunstwerk: Happening, Performance und Kunsthandel in einem. Zum Gallery Weekend Berlin schließen sich 16 Künstler*innen im Kunstraum SCHAU FENSTER ein, um im Schichtbetrieb die kapitalistischen Bedingungen, unter denen Kunst produziert wird, sichtbar zu machen.

Der SWEAT SHOP zeigt dabei einerseits die Gemeinsamkeiten von Kunst und Geld auf. Gleichzeitig kommentiert der SWEAT SHOP die Produktionsweisen in einer globalisierten Welt und reflektiert die unterschiedlichen Herangehensweisen künstlerischer Produktion in Ost und West.

 

SWEAT SHOP ist eine Perfomance

SWEAT SHOP ist eine Installation.

SWEAT SHOP ist mulitmedial.

SWEAT SHOP ist ein Simulacrum.

SWEAT SHOP ist weltweit.

SWEAT SHOP ist politisch.

SWEAT SHOP ist philosophisch.

SWEAT SHOP ist Kunst.

SWEAT SHOP ist ein Shop.

 

Anlässlich des Berliner Gallery Weekends, zu dem sich die internationale Kunstwelt in der deutschen Hauptstadt trifft, wird eine Gruppe Berliner Künstler*innen unterschiedlicher Richtungen zwei Tage lang im Kunstraum SCHAU FENSTER unter „Sweatshop Bedingungen“ arbeiten und Kunst produzieren. Alles was dem Künstler dabei während der jeweils 6stündigen Schicht außer Farben zur Verfügung steht, sind ein Stuhl und eine Staffelei oder ein Tisch. In dieser Zeit hält sich der Künstler / die Künstlerin in dem 5 x 4 Meter messenden Raumsegment zwischen den das SCHAU FENSTER unterteilenden Säulen auf. So arbeiten jeweils vier Künstler*innen gleichzeitig.

 

Ausgangspreise: Leinwand:  40×50 cm = 120 €; 50×60 cm = 140 €
                              Papier:  DINA4 = 70 € DINA3 = 90 €

 

Der Kunde ersteht einen solchen Bildträger, geht damit zum präferierten Künstler und übergibt ihm diesen zusammen mit einem Foto oder einer ähnlichen Vorlage oder einfach einer Bildidee. Künstler, mal dies!

Der SWEAT SHOP wird auf einer doppelten Bühne aufgeführt: Als Livestream einerseits. Und vor einem präsenten Publikum, denn beim SCHAU FENSTER handelt es sich tatsächlich um einen 25 Meter langen und viereinhalb Meter tiefen Raum. So kann das Publikum  den arbeitenden Künstler*innen bei der Umsetzung der Aufträge zusehen und bildet eine zweite Kontrollinstanz. Die Intimität des Ateliers wird gebrochen und durch das kalte, voyeuristische Auge des Marktes ersetzt. Beziehungsweise: Die üblicherweise verborgenen, üblen Arbeitsbedingungen in den Sweatshops werden sichtbar gemacht.

Verkaufen sich die Arbeiten eines Künstlers im Vergleich zu seinen Kollegen/Konkurrenten besser, wird dieser Umstand fortan im Preis der angebotenen Formate reflektiert. Eine entsprechende Grafik illustriert Erfolg bzw. Misserfolg der Künstler. Die Dow Jones-Kurve. So stehen die Künstler*innen in direkter Konkurrenz zueinander. Denn tatsächlich scheint sich die breite Öffentlichkeit ja auch mehr für die Rekordpreise der Top-Künstler zu interessieren, als für die Inhalte der Kunst oder die Malerei an sich. Die Reduktion auf den Reingewinn setzt künstlerische Arbeiten, die aufgrund ihrer Inhalte eigentlich als nicht vergleichbar gelten müssten, in ein direktes Konkurrenzverhältnis. Rekordpreise sind die einzigen Sensationen der Kunstwelt, die auf ein breites öffentliches Interesse treffen.

 

THEORIE

Auch wenn Generalisierungen per se schwierig und ungenau sind, gibt es doch gewisse Unterschiede im westlichen und östlichen Kunstverständnis. In der westlichen, modernen Tradition zum Beispiel kopieren Künstler nicht (es sei denn der Akt des Kopierens ist Teil des künstlerischen Statements). Sie folgen ihren eigenen künstlerischen Absichten und verleihen dabei ihrer Individualität freien Ausdruck. Ein Kunstwerk definiert sich ganz wie das sie produzierende Individuum durch seine Einzigartigkeit. In der östlichen Tradition hingegen übten die jungen Künstler die Maltechniken der Kopie an den Kunstschulen und nur der wahre Meister interpretierte frei.

Die Performance reflektiert diesen grundsätzlichen philosophischen Unterschied im östlichen und westlichen Kunstverständnis. Die SWEAT SHOP-Künstler*innen nehmen die Aufträge zwar an. Aber sie kopieren nicht fotorealistisch, detailgetreu. Sie interpretieren frei. Der Kunde investiert also in den Stil des jeweiligen Künstlers. Es ist die östliche Art in einer westlichen Facon.

Durch die Inszenierung des kapitalistischen Prinzips, Leistung zu entlohnen (und bei gleichzeitiger Reflektion der beschriebenen kulturellen Unterschiede) bezieht sich der SWEAT SHOP auch auf die Produktionsbedingungen in der globalisierten Welt. Denn die realen Sweatshops der Schwellenländer sind die outgesourcte, moderne Variante des ManchesterKapitalismus. Billigarbeit wird dorthin exportiert und von einem Heer über-ausgebeuteter Werktätiger in baufälligen Fabrikgebäuden verrichtet. Diese brutalen und unmenschlichen Produktionsbedingungen sind die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind günstige T-Shirts, Hosen und Smartphones für uns alle. Und, glaubt man der Theorie, der Beginn des ökonomischen Aufstiegs für die entsprechende Region.

Da wir gerade von Medaillen oder Münzen sprechen, kommen wir zum letzten Aspekt der SWEAT SHOP-Idee. Genauso wie Geld, repräsentiert Kunst Wert auf eine abstrakte Weise. Ein hundert Euro Schein wird auf Papier mit einem Materialwert von einigen Cent gedruckt. Das Einverständnis einer Leinwand mit Ölfarbe darauf einen Geldwert von mehreren Million Euro zu zuerkennen, ist dasselbe, wie beim Geldschein.

Um diese Parallele zwischen Kunst und Geld- bzw Aktienmarkt zu reflektieren, werden die Verkäufe des SWEAT SHOPs einer an Aktienkurse angelegten Grafik visualisiert. Die Dow Jones-Kurve. Verkauft Künstler A am laufenden Band, während Künstler C keine Aufträge kriegt, steigt die Kurve von Künstler A ebenso wie seine Preise an, während die von Künstler C stagnieren.

 

ONLINE

Das Diagramm wird sowohl im SCHAU FENSTER selbst auf Monitoren angezeigt, als auch live ins Internet gestreamt. Wer also von Hongkong aus zusehen und einen Auftrag abgeben will, kann dies problemlos tun. Den Lieblingskünstler auswählen, ein JPEG des gewünschten Motivs schicken, über Paypal bezahlen und dann zusehen wie die Kurve steigt.

SWEAT SHOP reflektiert das Verhältnis von zeitgenössischer Kunst zum Kunstmarkt und wird als Performance gleichzeitig und kapitalistisch auf die globale Bühne gebracht. Das Medium reflektiert also das Thema hundertprozentig. Total. So total, wie die Kraft und Natur des Kapitalismus selbst. Nur dass die Kunst stärker und langlebiger ist. Kunst ist für die Ewigkeit. Vom Kapitalismus wird nichts bleiben.

Der SWEAT SHOP ist ein gemeinsames Projekt, das Jan Kage initiiert hat und das Samsarah Lilja mit ihrer langjährigen Erfahrung in Strategie, Design und Webentwicklung unterstützt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung der sweatshop-Plattform zuständig.

 

www.sweatshop.gallery

 

 

KONTAKT:

jan@kanyakage.com

samsarah@lilja.de***

Info English:
The basic idea of SWEAT SHOP is to extrapolate the mutuality of art and money, while commenting on the means of capitalist production in a globalized world, and reflecting on the artistic traditions in the means and ends of production in the eastern and the western philosophy.

For two days during the Gallery Weekend in Berlin, a group of 16 contemporary artists of different stylistic backgrounds and origins will work in in Berlin-Kreuzberg’s free art space SCHAU FENSTER under “sweat shop conditions”. During their five hour shift, all an artist is given is a chair, a table, and their chosen working equipment. Each one of them inhabiting the space of round about 4 x 4 meters.

 

The Rules
1. You can book a maximum of two time units per artist.
2. We have 16 artists, offering 12 time units of 30 minutes each.
3. We offer four different formats for the artists to work on. [format details] 4. With growing demand the prices increase by a factor of 0.15 for every sold unit. [price details] 5. You can order via our online shop or directly at the local SWEAT SHOP.
6. Units are available ONE HOUR PRIOR TO THE ARTIST’S SHIFT.
7. PayPal times out if you don’t complete your payment within 5 minutes.If we don’t receive a confirmation from PayPal within 10 minutes we will offer the reserved units to other buyers again.
On location cash is welcome!
8. Shipping costs are not included in the pricing and will be determined depending on the format and number of items to ship.
9. Send your instructions for the artist to info@sweatshop.gallery.
Add your name, the artist’s name and bought units, please, and send us at least 15 minutes to print them out!

 

Running Time: April 27th and 28th 2019

Openning Time: 10 -22 / 10am – 10pm

@Schau Fenster Raum für Kunst Lobeckstraße 30-35 10969 Berlin 

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