„Still Lost“ eine Ausstellung im SCHAU FENSTER zum Thema Flucht, Werte und Identität.
Vom 15 bis 18 September 2016 täglich von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
Eine erste Ausstellung die sich hiermit beschäftigte,entstand vor 2einhalb Jahren in Catania auf Sizilien unter dem Eindruck der Katastrophe von Lampedusa zusammengestellt. Leider hat das Thema nichts an Aktualität verloren.
Teilnehmen werden der Berliner Künstlern Matthias Beckmann, der 2 Wochen lang das Leben in einer Flüchtlingsunterkunft in der Lobeckstraße, Kreuzberg, in unmittelbarer Nähe zum SCHAU FENSTER also zeichnerisch dokumentiert hat, Thomas Eller, der schon in Catania mit dabei war und dort ein Video produziert hat. Die Fotografin Övgü Ösen wird Fotos von den Fluchtzielen der Vertriebenen zeigen. Die Künstlerin Heba Amin aus Kairo – zuletzt durch ihren „Homeland Hack“ in den Medien; sie sprühte kritische Kommentare zu der populären US-Serie in deren Kulissen – und Neda Tayebi. Zwei Künstlerinnen aus Teheran, Iran werden Beiträge , die also aus Ländern stammen, in denen derzeit Umwälzungen stattfinden präsentieren. Tayebi lebt zudem derzeit in Kabul und bemalt dort vom Militär hinterlassene Militärgeräte mit Goldfarbe und lokal tradierten Ornamenten; eine ganz neue Facette für den Bereich Urban Art, wenn man so will. Christian Awe hat sich malerisch mit dem Thema beschäftigt, Stephan Mörsch baut libysche Grenzposten im 1:10 Miniatur Modell nach und Tilman Brembs hat die Objekte fotografiert, die Flüchtende an den türkischen Stränden zurücklassen, wenn sie in die Boote steigen.
„Eine Gesellschaft, die ihre Werte verloren hat, ist selbst eine verlorene,“ stand im Text zur Ausstellung „Lost“, die Jan Kage als Kurator mit den Berliner KünstlerInnen Anina Brisolla, Övgü Özen und Thomas Eller unter dem Eindruck der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa entwarf und im März 2014 im Kunstraum BOCS in Catania auf Sizilien verwirklichte.
Wenn dieser Satz damals schon richtig war, bezugnehmend auf die unentschlossene, inkonsequente und letztlich unmenschliche Grenzpolitik der Europäischen Union gegenüber Flüchtenden, die man im Mittelmeer ertrinken ließ, dann ist dieser Satz heute umso richtiger; heute, im Juli 2016, wo die Diskussion über die Ankunft und die Aufnahme der Vertriebenen aus dem Mittleren Osten und aus Afrika hier in Europa die politische Union zu zerreißen droht. Eine Union, die einst unter dem Eindruck des Weltkrieges auf universellen Werten gegründet wurde und dem Kontinent über Jahrzehnte Sicherheit, Frieden und Wohlstand bescherte.
Galten diese universellen Werte – u.a. festgehalten in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, in der Genfer Flüchtlingskonvention, im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – nur solange sie auf Europäer angewendet werden sollten? Was ist das „kulturelle, religiöse und humanistische Erbe Europas“ von dem in der Präambel des EU-Vertrages gesprochen wird? Und wo genau läuft die Grenze zwischen Politik und Kunst?
Die ausstellenden KünstlerInnen geben hierauf ganz unterschiedliche Antworten. Mit den Mitteln der Fotografie, der Zeichnung, Malerei, Installation, Video und mit digitalen Arbeiten zeigen sie sowohl Orte von denen geflohen wird, Situationen von Flucht, als auch Ziele der Bewegung. Ihr Blick ist dabei kein journalistischer. Es sind ungewohnte Eindrücke, die hier vermittelt werden.
In Zeiten allgemeiner und besonders politscher Orientierungslosigkeit sind es die Künste und die Philosophie, die den Raum für die Suche nach Antworten bilden können. Es sind oft Künstler, die die grundlegenden, die großen Fragen stellen, wenn die Politik sich im Unterholz und Dickicht der alltäglichen Sachzwänge verliert. Denn ebenso wie die Philosophie gehören die Künste zu dem geistigen Hintergrund auf dem sich die Realität erst entfaltet. Und wenn diese Realität an allen Ecken und Enden durcheinanderkommt, sich verliert und ohne Orientierung dahin taumelt, ist es Zeit für den Schritt zurück, um nach vorn zu kommen. Der Raum, den Kunst und Philosophie bilden kann, ist durch den Schritt zurück geprägt, der erst den Blick auf den Horizont eröffnen kann.
Jan Kage
Öffnungszeiten während der Art Week 15-18 September 2016,
Donnerstag bis Sonntag 15- 17 Uhr geöffnet
Laufzeit: 10.9. bis 25.9. 2016
Geöffnet: Samstag 16 -18 Uhr und nach Vereinbarung